Wes Andersons neuster Streich: The Phoenician Scheme

Mai 30, 2025
play-sharp-fill

Wer Wes Anderson kennt, weiß: Kein anderer Regisseur verbindet Tableaus, Pastellfarben und Trockenhumor so unverkennbar. Doch mit The Phoenician Scheme öffnet er seine filmische Spieluhr einem frischen Wind. Statt sich weiter in kunstvoller Überfrachtung zu verlieren, bringt Anderson überraschend viel Luft an seine Figuren – und verpasst seiner Stammbesetzung eine markante Frischzellenkur.

Neue Töne im nostalgischen Klangbild

Mit Mia Threapleton, Tochter von Kate Winslet, und dem oft unterschätzten Michael Cera holt Anderson zwei Gesichter vor die Kamera, die seine Bildwelten neu atmen lassen. Zusammen mit Benicio del Toro als spleenigem Patriarchen Zsa-zsa Korda bilden sie ein Trio, das sich zwischen Familienkonflikt und Fantasieunternehmung zu einer ebenso skurrilen wie herzlichen Einheit formt. Schauplatz des Films ist unter anderem das traditionsreiche Studio Babelsberg – ein passender Ort, um filmische Traditionen auf neue Weise weiterzuspinnen.

The Phoenician Scheme trifft den Nerv der Zeit

Was The Phoenician Scheme besonders macht, ist nicht nur sein Humor, sondern das Wiederfinden erzählerischer Balance. Während frühere Werke wie Asteroid City oft durch stilistische Raffinesse dominierten, tritt hier wieder die Geschichte in den Vordergrund. Und die hat mehr zu bieten als nur visuelle Schmankerl: Sie erzählt von zerbrochenen Familienbanden, schrulliger Suche nach Nähe und einer Erbschaft, die weit mehr verändert als nur Kontostände.

Ceras Figur, ein verschrobener Lehrer mit Anderson-hafter Aura, bringt eine feine Komik ein, die nicht laut, aber präzise trifft. Die Dialoge – gewohnt scharfkantig – entfalten sich mit einem erzählerischen Timing, das an Andersons Glanzzeiten erinnert. Auch die Musik folgt diesem Taktgefühl: Eine Mischung aus Retro-Chic und Indie-Perlen lässt den Soundtrack mit der Handlung verschmelzen.

Bemerkenswert ist auch, dass Anderson sich nicht bloß selbst zitiert, sondern gezielt weiterentwickelt. Die Themen Isolation, Herkunft und emotionale Entfremdung bekommen durch die unverbrauchten Darsteller neue Tiefe. Damit gelingt ihm ein Spagat, der zuletzt selten geglückt ist: kunstvoll, aber nahbar – verspielt, aber nicht verspult. The Phoenician Scheme ist kein lauter Neubeginn, sondern ein leiser, präziser Schritt zurück zur Stärke.

Hide picture