Luanas Schwur

Feb 6, 2023
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Blutrache in Albanien

Ein mitreißendes Drama in den albanischen Alpen von einer jungen Frau, die sich zwischen Liebe und Tradition entscheiden muss. Luanas Schwur ab 9. Februar im Kino.

Eine beeindruckende Frau

Albanien 1958: LUANA ist eine willensstarke, rebellische Frau und die Tochter einer hoch angesehenen Familie. Ihr Vater wird von allen im Dorf geschätzt und respektiert. Doch eine arrangierte Ehe mit Flamur Fiku, dem sie seit ihrer Kindheit versprochen ist, zwingt Luana dazu, die Liebe zu ihrem besten Freund Agim zu verleugnen. Als Luanas Vater Gjon von den heimlichen Treffen der beiden erfährt, ist er so verärgert und besorgt, dass er die Heirat von Luana und Flamur sofort in die Wege leitet. Das Versprechen, das ihr Vater der Familie Fiku gegeben hat, darf nicht gebro- chen werden.
Als Agim davon erfährt, will er mit Luana aus dem kommunistischen Land über Jugoslawien nach Deutschland fliehen. Aber Luana fühlt sich an ihre Familie gebunden und will ihren Vater nicht bloßstellen – Zudem fürchtet sie um Agims Leben. Luana opfert ihre Liebe für seine Sicherheit und die Familienehre. Doch ihr Verlobter Flamur zeigt schnell sein wahres Gesicht und will sie um jeden Preis seinem Willen unterwerfen. Als Gjon Zeuge wird, wie seine Tochter, noch vor der Hei- rat, von Flamur bedrängt wird, löst er die Verlobung auf. Ein darauffolgender Streit endet in einem Drama, in dem Gjon sein Leben verliert. Mehr und mehr erlebt Luana das Frausein als einen Fluch. Erst als sie ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt, findet sie einen Weg, ihr Leben selbst zu be- stimmen und dabei trotzdem die Traditionen zu befolgen. Dennoch ist der persönliche Preis für diese Freiheit sehr hoch.

Der Kanun

Der Kanun ist ein von Lekë Dukagjini entwickeltes Gesetzeswerk. Es wurde vor allem in Nordalbanien und im Kosovo vom 15. bis zum 20. Jahrhundert angewandt. Erst nach dem Fall des kommunistischen Regimes Anfang der 1990er-Jahre kam es wieder auf. Beim Kanun handelt es sich um ein über Generationen weitergegebenes Gewohnheitsrecht. Es wurde erst im 19. Jahrhundert von Shtjefën Gjeçov kodifziert und aufgeschrieben. Obwohl der Kanun dem albanischen Prinzen Lekë Dukagjini zugeschrieben wird, entwickelten sich die Regeln im Laufe der Zeit weiter und ermöglichten so, Gesetze in Nordalbanien zu etablieren.

Der Kodex war in mehrere Abschnitte unterteilt: Kirche, Familie, Ehe, Haus, Vieh und Eigentum, Arbeit, Übertragung von Eigentum, gesprochenes Wort, Ehre, Schadenersatz, Verbrechensrecht, Gerichtsrecht sowie Befreiungen und Ausnahmen. Die berüchtigtsten Teile des Kanuns regeln die Blutrache. In einigen Gegenden Albaniens ähnelt diese der italienischen Vendetta. Wurde eine Person einer Familie von einer anderen Familie ermordet, stand der betrofenen Familie zu, den Tod des Angehörigen zu rächen. Das führte oft zu Blutfehden, die so lange dauerten, bis alle Männer der beiden beteiligten Sippen getötet waren. Diese Regeln sind nach dem Fall des kommunistischen Regimes in Nordalbanien wieder aufgetaucht, da die Menschen kein Vertrauen in die machtlose lokale Regierung und Polizei hatten.

Es gibt Organisationen, die versuchen, zwischen verfeindeten Familien zu vermitteln. Sie bewegen sie zur „Vergebung des Blutes“ (albanisch: me e fal gjakun). Allerdings bleibt den volljährigen Männern oft nichts anderes übrig, als sich in ihren Häusern zu verstecken. Diese werden vom Kanun als sicherere Zufuchtsorte angesehen. Ein anderer Ausweg ist die Flucht aus Albanien. Der albanische Name für Blutfehde ist Gjakmarrja. Der Diktator Enver Hoxha versuchte, die angewandte Praxis des Kanun zu unterbinden, konnte ihn aber nie komplett abschafen. Nach dem Fall des Kommunismus erlebte der Kanun eine Rückkehr in manchen Regionen Albaniens. Da die Überlieferung des Kanuns lückenhaft ist, wurde befürchtet, dass es zu Fehlinterpretationen des Kodexes kommen könnte. Das aktuelle albanische Strafgesetzbuch enthält keine Bestimmungen aus dem Kanun, die sich mit Blutfehden befassen und im heutigen albanischen Rechtssystem wird dieses Gesetz nicht anerkannt.

Studio: Splendid Film GmbH

Regisseur: Bujar Alimani

Schauspieler: Rina Krasniqi, Kasem Hoxha, Nik Xhelilaj
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