„Killers of the Flower Moon“: Filmkritik – Scorseses Historiendrama

Nov 6, 2023
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Am 19. Oktober 2023 erreicht Martin Scorseses „Killers of the Flower Moon“ die deutschen Kinos. Der Film wirft ein grelles Licht auf die Osage-Morde – ein Kapitel, das die amerikanische Gesellschaft lange zu verbergen suchte. Scorsese, ein Meister der filmischen Erzählkunst, konfrontiert uns mit der schonungslosen Wahrheit hinter dem amerikanischen Traum. Er zeichnet ein Bild von Gier und Gewalt, das sich in den 1920er Jahren in Osage County, Oklahoma, abspielte.

Killers of the Flower Moon
© Paramount

Öl entfacht eine Welle des Neids und der Gewalt

Mit dem Fund von Öl auf ihrem Land wurden die Osage über Nacht zu den reichsten Menschen Amerikas. Doch der Reichtum zog Neid auf sich und entfesselte eine Welle der Gewalt. Scorsese entlarvt die dunklen Seiten des Ölrausches. Er zeigt, wie die Osage-Nation unter der Gier der weißen Siedler litt. Der Film basiert auf David Granns Buch und führt uns durch die „Reign of Terror“. Diese Epoche markiert eine der schrecklichsten Serien von Morden in der US-Geschichte.

Zwischen Glanz und Elend: Die Osage-Nation

Scorsese stellt die Osage als wohlhabend und kultiviert dar. Er zeigt ihren Glanz, aber auch das Elend, das sie erlitten. Mollie Kyle, gespielt von Lily Gladstone, steht im Zentrum des Films. Sie symbolisiert die Widerstandsfähigkeit der Osage. Gleichzeitig verkörpert sie die Tragödie, die sich durch die Gier der Siedler entfaltete. Der Film ehrt die Osage durch die Darstellung ihres Kampfes und ihres Leidens.

Killers of the Flower Moon
© Paramount

Ein Film, der zum Nachdenken anregt

Die Wahl, die Geschichte auch aus der Sicht von Ernest Burkhart, gespielt von Leonardo DiCaprio, zu erzählen, ist gewagt. Sie wirft Fragen auf und regt zur Auseinandersetzung mit der eigenen Perspektive an. Scorsese fordert das Publikum heraus, sich mit der Geschichte zu beschäftigen. Er lädt dazu ein, über die Darstellung von Gewalt und Rassismus im Kino nachzudenken.

Erfolg an den Kinokassen: „Killers of the Flower Moon“

„Killers of the Flower Moon“ hat bis zum 5. November 2023 weltweit beeindruckende $119,1 Millionen eingespielt. In den USA und Kanada startete der Film stark mit einem Einspielergebnis von $23 Millionen am Eröffnungswochenende und landete damit auf dem zweiten Platz hinter dem Konzertfilm von Taylor Swift. Besonders bemerkenswert ist, dass der Film überdurchschnittlich viele Zuschauer über 45 Jahre anzog, was auf die tiefe Resonanz der Thematik hinweist.

Kritikerlob und Publikumsreaktionen

Die Kritiker sind sich einig: Mit einer Bewertung von 93% auf Rotten Tomatoes und einer Metacritic-Punktzahl von 89/100 erhält der Film „universellen Beifall“. Die Zuschauer gaben ihm ein „A−“ bei CinemaScore und 88% positive Bewertungen bei PostTrak. Die Kritiken heben die „tragische Kraft“ von Lily Gladstones Darstellung hervor und loben die Balance des Films zwischen epischer Erzählung und intimer Charakterstudie. Trotz der langen Laufzeit von dreieinhalb Stunden wird der Film für seine fesselnde Tragödie und die dichte Atmosphäre gelobt.

© Paramount

Kontroverse und kulturelle Reaktionen

Die Darstellung der Osage-Nation im Film hat auch Kritik hervorgerufen. First Nations-Schauspielerin Devery Jacobs kritisierte, dass der Film zu sehr auf Trauer und Leid fokussiert und die indigenen Charaktere im Vergleich zu den weißen Figuren „schmerzhaft unterentwickelt“ seien. Diese Kritik wirft ein Licht auf die Herausforderung, indigene Geschichten im Kino authentisch und respektvoll zu erzählen.

Politische Nachwirkungen in Oklahoma

Der Film hat auch politische Diskussionen in Oklahoma angestoßen. Der Vizegouverneur von Oklahoma, Matt Pinnell, sieht in „Killers of the Flower Moon“ einen Anlass, die Subventionen für die Filmindustrie im Bundesstaat zu erhöhen. Allerdings scheiterten Gesetzesentwürfe zur Erhöhung der Filmfördermittel im Senat von Oklahoma. Zudem führte die Verabschiedung des Oklahoma House Bill 1775, der die Diskussion über Rasse und Geschlecht im Klassenzimmer reguliert, dazu, dass ein Lehrer in Dewey, Oklahoma, seine Unterrichtspläne über das Buch, auf dem der Film basiert, abbrach. Der Film wirft somit Fragen auf, die weit über die Leinwand hinausgehen und die gesellschaftliche Debatte über die Darstellung und Auseinandersetzung mit der Geschichte der indigenen Völker Amerikas beeinflussen.

Scorseses Imperfektion als Stärke

„Killers of the Flower Moon“ ist nicht perfekt. Aber der Film ist bewegend und regt zum Nachdenken an. Scorsese nutzt das Kino, um Geschichten zu erzählen, die erzählt werden müssen. Er fordert das Publikum auf, über die Motivation hinter dem Film nachzudenken. Der Film ist eine Aufforderung, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen und daraus zu lernen.

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