Ein Retro-Knall im Superhelden-Dschungel

Marvel hat in den letzten Jahren viel Vertrauen verspielt – zu überladen, zu formelhaft, zu viel von allem. Doch nun gelingt dem Studio eine kleine Sensation: The Fantastic Four: First Steps sorgt mit einem erfrischenden Konzept für Aufsehen und stellt sich überraschend stark an den Kinokassen auf. Nach dem müden Echo früherer „Fantastic Four“-Verfilmungen wirkt dieser Neustart wie eine Befreiung.

Schon das Setting unterscheidet sich vom üblichen MCU-Baukasten: Regisseur Matt Shakman setzt auf einen eleganten retrofuturistischen Look, der an Sci-Fi-Welten vergangener Dekaden erinnert und sich bewusst vom Hightech-Spektakel anderer Marvel-Filme absetzt. Diese stilistische Entscheidung sorgt nicht nur für visuelle Abwechslung, sondern verleiht dem Film eine fast nostalgische Aura.

Auch die Besetzung kann sich sehen lassen: Mit Pedro Pascal als Mr. Fantastic, Vanessa Kirby als Invisible Woman, Joseph Quinn als menschliche Fackel und Ebon Moss-Bachrach als das Ding hat Marvel nicht nur Charisma ins Spiel gebracht, sondern auch eine glaubhafte Dynamik unter den Hauptfiguren geschaffen. Die Chemie der vier Hauptdarsteller überzeugt – auf und abseits des Bildschirms.

Das zahlt sich aus: Das Startwochenende in den USA brachte solide 118 Millionen Dollar ein, weltweit summierte sich das auf starke 218 Millionen. Damit übertrifft First Steps nicht nur die Erwartungen, sondern auch andere MCU-Titel des Jahres wie Thunderbolts und Brave New World.

Doch ein kleiner Haken bleibt – und ein mächtiger Gegner

So rund der Start auch lief, einen kleinen Dämpfer gibt es doch: Im direkten Vergleich mit Superman aus dem DC-Universum muss sich The Fantastic Four knapp geschlagen geben. James Gunns Rückkehr des Kryptoniers brachte weltweit zwei Millionen Dollar mehr ein – ein Prestigeverlust, den Marvel wohl nur schwer ignorieren kann.

Dennoch zeigt sich: Bei den Zuschauerwertungen punktet Marvel. Auf Rotten Tomatoes steht der Film bei beeindruckenden 93 %, das Publikum vergibt ein CinemaScore von A–. Diese starke Resonanz sorgt für positive Mundpropaganda – ein Faktor, der entscheidend für die nächsten Wochen sein dürfte, wenn es um die nachhaltige Performance an den Kinokassen geht.

Ein Grund für den Erfolg könnte auch sein, dass das Team hinter dem Film offenbar wirklich verstanden hat, worauf es bei den „Fantastic Four“ ankommt: Familienbande, Konflikte, Zusammenhalt – all das wird glaubhaft vermittelt. Die humorvollen, aber nie albernen Dialoge und das ausgewogene Verhältnis zwischen Action und Emotion treffen einen Nerv.

Bei einem Produktionsbudget von rund 200 Millionen Dollar und zusätzlichen Marketingkosten liegt die wirtschaftliche Messlatte hoch: Erst ab etwa 500 Millionen wäre der Film wirklich profitabel. Doch angesichts der starken Publikumsreaktionen scheint dieses Ziel in greifbarer Nähe.

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