Zwischen Wahn und Widerstand – ein Land am Abgrund
Paul Thomas Anderson hat wieder zugeschlagen – und diesmal heftiger denn je. In One Battle After Another zeigt er ein Amerika, das kaum dystopische Zukunftsvision braucht: eine ultranationalistische Autokratie, in der christliche Fundamentalisten den Ton angeben und Andersdenkende systematisch zum Schweigen gebracht werden. Die Parallelen zur politischen Realität sind so unübersehbar, dass man kaum glauben mag, der Film sei bereits vor Donald Trumps zweiter Amtszeit abgedreht worden.
Im Zentrum der Geschichte steht Bob Ferguson (Leonardo DiCaprio). Einst Mitglied einer radikalen Widerstandsgruppe, ist er inzwischen ein gebrochener Mann, der sich mit Alkohol und Drogen betäubt. Als seine Tochter verschleppt wird, muss er zurück in einen Kampf, den er längst verloren glaubte. Doch die Paranoia, die Schuldgefühle und der eigene körperliche Verfall machen ihn zum Antihelden wider Willen. Anderson inszeniert diese Figur wie eine Mischung aus Big Lebowski und apokalyptischem Actionhelden – ein Schauspielauftritt, der DiCaprio erneut Oscar-Chancen einbringen dürfte.

Verrat, Gewalt und eine Affäre, die alles verändert
Parallel dazu entfaltet sich ein explosives Beziehungsgeflecht, das dem Film seine wuchtige Dynamik verleiht. Perfidia Beverly Hills (Teyana Taylor) und Colonel Lockjaw (Sean Penn) beginnen eine Affäre, die nicht nur die Rebellenorganisation „French 75“ spaltet, sondern auch eine Spirale aus Verrat und Gewalt lostritt. Als Perfidia zur Informantin wird, stürzt sie ihre Gefährten ins Verderben – und damit auch Bob, der sich mit seiner Tochter in die Einsamkeit rettet.
Sechzehn Jahre später kehrt die Vergangenheit zurück. Lockjaw will einer rechtsextremen Elite beitreten und muss dafür seine „Fehler“ tilgen. Das bedeutet: Er macht Jagd auf seine eigene Tochter. Was folgt, sind Verfolgungsjagden und Duelle, die in Tempo, Stil und Kameraarbeit an das Independent-Actionkino der 70er erinnern. Keine sterile Blockbuster-Perfektion, sondern pulsierende Szenen voller Staub, Blut und Wahnsinn. Kritiker wie Bettina Dunkel vom BR sprechen von einer „absurden Leinwand-Lehrstunde, die tausend Haken schlägt“.
Andersons Botschaft ist klar: Selbst wenn das System übermächtig scheint, darf Widerstand nie verstummen. „Aufgeben ist keine Option“ – dieser Satz hallt weit über die Kinoleinwand hinaus.