Wenn die Realität verrückt spielt
Es beginnt mit einem Mythos, der so alt ist wie die Menschheit selbst: „Bugonia“ – die Vorstellung, dass aus dem Kadaver einer toten Kuh Bienen entstehen können. Diese skurrile Legende bildet den geistigen Unterbau für Giorgos Lanthimos’ neue Science-Fiction-Komödie, die am 30. Oktober 2025 in die Kinos kommt. Doch so absurd der Titel klingt, so unheimlich nah ist das Geschehen an unserer Realität.
In seinem unverkennbaren Stil – irgendwo zwischen Groteske, Tragödie und schwarzem Humor – erzählt Lanthimos die Geschichte eines Mannes, der im Wahn eine Frau entführt, um die Menschheit zu retten. Emma Stone verkörpert Michelle, die skrupellose Chefin eines Biomedizin-Giganten. Ihr Gegenspieler Teddy (Jesse Plemons) ist überzeugt, sie sei kein Mensch, sondern ein Alien, das den Untergang der Erde plant. Was folgt, ist eine grausame Odyssee aus Paranoia, Macht und Selbsttäuschung



„Ich rette die Welt“ – zwischen Wahn und Wahrheit
Gemeinsam mit seinem Cousin Don (Aidan Delbis) verschleppt Teddy seine Vorgesetzte in ein abgelegenes Haus. Dort beginnt eine entsetzliche Prozedur: Sie rasieren ihr die Haare ab, fesseln sie im Keller und versuchen, „die Wahrheit“ aus ihr herauszufoltern. Der Film zeigt in diesen Momenten nicht nur die Brutalität des Wahns, sondern auch die Verzweiflung einer Generation, die den Glauben an Institutionen verloren hat.
Parallel beleuchtet Lanthimos Michelles eigene Abgründe: Als Konzernchefin hat sie Medikamente entwickelt, die unter dem Deckmantel der Hilfe verheerende Nebenwirkungen verursachen – unter anderem bei Teddys Mutter. Der Zuschauer weiß nie genau, ob Teddy wirklich ein Opfer der Umstände ist oder schlicht dem Wahnsinn erliegt.

Bienen, Glaube und die Geburt des Unheimlichen
Die Symbolik der Bienen zieht sich wie ein goldener Faden durch den Film. Teddy, selbst Imker, sieht in den sterbenden Insekten ein Zeichen für die Zerstörung der Welt – und projiziert seine Angst auf Michelle. In seiner Logik will er „aus dem Kadaver des Alten“ etwas Neues erschaffen, so wie einst Bienen aus totem Fleisch entstehen sollten.
Lanthimos nutzt diese uralte Vorstellung, um die Grenzen zwischen Leben und Tod, Mensch und Maschine, Wahrheit und Lüge zu verwischen. „Bugonia“ wird so zu einem Spiegelbild unserer Gegenwart – absurd, bedrohlich und doch erschreckend plausibel.