„Früher war alles besser“ – Zurück ins New York der 90er
Darren Aronofsky bringt in Caught Stealing ein New York zurück auf die Leinwand, das es so nicht mehr gibt. Wer die Lower East Side heute kennt, sieht hippe Cafés, glänzende Fassaden und saubere Straßen. In den 90ern dagegen roch es nach Müll, die Bars waren rau und der nächtliche Weg zum Kiosk konnte zum Abenteuer werden. Genau dieses dreckige, anarchische Flair hat Aronofsky akribisch rekonstruiert – und Austin Butler mitten hineingeworfen.

Butler spielt Hank, einen Mann, der so gar nicht ins gängige Bild der Großstadt passt. Er telefoniert rührend mit seiner Mutter, drückt Obdachlosen ein paar Dollar in die Hand und kümmert sich notgedrungen um die Katze seines Punk-Nachbarn Russ (Matt Smith). Ein Typ, der eher nach Kleinstadt wirkt – und damit in der Großstadt zum perfekten Opfer wird. „Ein klassischer Fall von falsche Zeit, falscher Ort“, heißt es im Film, und das trifft auf Hank bittere Realität zu.
„Ohne Niere im Krankenhaus aufgewacht“ – und der Albtraum beginnt
Als zwei bullige Russen auftauchen, nimmt das Chaos seinen Lauf. Hank wacht kurze Zeit später ohne Niere im Krankenhaus auf – und landet mitten in einem Bandenkrieg, den er nie gesucht hat. Russische Schläger, orthodoxe Gangster, ein Drogenboss und eine korrupte Polizistin haben es auf einen Schlüssel abgesehen, den Hank zufällig in der Katzentoilette entdeckt. Nur blöd: Nach einer durchzechten Nacht verliert er ihn sofort wieder.


Was zunächst wie ein makaberer Gag klingt, entwickelt sich schnell zur blutigen Tour durch die Stadt. Denn Hank stolpert von Bar zu Bar, von Brighton Beach bis Flushing Meadow, immer im Fadenkreuz der nächsten Schlägertruppe. Aronofsky mischt dabei schrägen Humor mit roher Gewalt – eine Handschrift, die er schon in Filmen wie Requiem for a Dream pflegte. Besonders clever: Mit Griffin Dunne taucht ein Schauspieler auf, der einst in Scorseses „After Hours“ den Prototyp des Großstadt-Pechvogels verkörperte. Eine Hommage, die Caught Stealing zugleich als modernen Bruder dieses Klassikers ausweist.
Austin Butler, der zuletzt als Elvis oder im Sci-Fi-Epos Dune: Part Two glänzte, darf hier endlich seinen kalifornischen Charme ohne Maske zeigen – ramponiert, aber charismatisch. Die Rolle könnte zum Startschuss einer kleinen Filmreihe werden, denn die Vorlage stammt aus einer erfolgreichen Roman-Trilogie. Ob Hank am Ende mehr als nur eine Niere verliert, bleibt offen – sicher ist nur: Dieser Trip durch New York ist nichts für Zartbesaitete.