Glück – eine Liebesgeschichte

Jul 19, 2021
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Nach der Weltpremiere bei der 71. Berlinale feiert das berührende Drama Glück ab dem 22. Juli nun auch seinen Deutschland Start. Das feministische Drama der deutschen Regisseurin Henrika Kull zeigt eine brutale Welt von käuflicher Liebe, in der das persönliche Glück für zwei verlorene Seelen aber zum Greifen nah scheint.

Salzgeber

Die 42-jährige Maria stammt aus Brandenburg und hat sich unter dem Namen „Sascha“ eine neue Existenz als Sexarbeiterin in Berlin aufgebaut. Sowohl bei Kunden als auch ihren Kolleginnen beliebt, arbeitet Sascha (Katharina Behrens) schon seit 10 Jahren im Berliner Bordell Queens. Sie hat eine Beziehung, einen elfjährigen Sohn und plant nach Portugal auszuwandern. Als plötzlich ein neues Mädchen im Queens anfängt, die unangepasste, autarke, queere Maria, fühlt sich Sascha sofort von dieser Andersartigkeit angezogen. Maria (Adam Hoya), die im Queens den Künstlerinnennamen „Jessy“ angenommen hat, ist wiederum fasziniert von Saschas Souveränität und ihrer Stellung innerhalb des Etablissements. Aus der ersten Anziehung werden heimliche Flirts bis die zwei sich vorsichtig näher kommen und eine Liebe, die anders funktioniert, als alles, was beide bisher kannten, entsteht. Es ist die Verheißung auf das große Glück. Doch haben sie die gleichen Anforderungen und Erwartungen an sich selbst und das Leben? Droht ihre Verbindung an der Angst sich einander wirklich zu zeigen zu zerbrechen? Oder werden sie und sich den eigenen Abgründen zu stellen und ihr gemeinsames Glück finden?

In ihrem zweiten Langfilm erzählt die Regisseurin Henrika Kull mit Leichtigkeit und Präzision eine bewegende Geschichte von Liebe und Aufopferung an einem Ort, an dem der weibliche Körper nur eine Ware ist. Es ist ein zutiefst feministischer Film, der die zwei starken Frauen und nicht ihr kaputtes Umfeld in den Vordergrund stellt. Die charismatischen Sexarbeiterinnen werden stilvoll und echt in Szene gesetzt und nach und nach verfällt man als Zuschauer ihnen und ihrer Geschichte. Deutlich sieht man auch, dass die Regisseurin als Vorbereitung für den Film in einem Bordell gearbeitet und recherchiert hat. Stets ist man somit ganz nah an den Protagonistinnen, ihren Gefühlen und ihrer Umgebung dran. Man beginnt sie und ihre Geschichte, ihren Leidensweg und ihre Probleme besser zu verstehen. Es entwickelt sich keine plumpe Milieustudie, sondern eine moderne tragische aber hoffnungsvolle Liebesgeschichte. Bei den diesjährigen 71. Internationalen Filmfestspielen in Berlin konnte der Film Zuschauer wie Kritiker voll überzeugen.

Ein ganz besonderer und ebenso faszinierendes Frauen-Filmprojekt ist Woman, bei dem zweitausend Frauen aus fünfzig Ländern eine Stimme verliehen wird.

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